Heute gehen wir zeitig los, denn die Wander-Route ist heute etwas länger. Wir gehen gemeinsam bis zum Ropanzen (1572m), eine flache Alm-Anhöhe vor der Hochalm. Dort teilt sich die Gruppe. Bruno geht mit seiner Gruppe auf dem "Zahmen Kaiser" zur Pyramidenspitze (1997m)

Wir gehen bis zum Ropanzen (1572), wo wir eine Weile bleiben und ein paar schöne spirituelle Übungen machen.

Übung: lerne dich selbst kennen - in und mit der Natur

Ich beginne mit einer "Blinden-Führung". Es werden jeweils Paare gebildet. Einer der beiden führt den anderen sanft und langsam am Arm durch die Natur. Die Augen des Anderen bleiben während der ganzen Zeit geschlossen, bis auf die Augenblicke, wo der Führende den Impuls gibt, dort hinzusehen, wohin der Führende seinen Kopf gerichtet hat. Die Augen werden dabei nur für einen einzigen Augenblick geöffnet - und sofort wieder geschlossen. Ausserdem gibt der Führende Anweisungen, in die Hocke zu gehen, um am Boden etwas zu fühlen oder etwa einen Baum zu umarmen ... Der Geführte geht dabei ins Gefühl: wie fühlt es sich an, geführt zu werden? Kann ich vertrauen? Wie fühlt es sich an, wenn ich meine Augen für einen Augenblick öffne und das sehe, was mir mein Gegenüber zeigt. Wie fühlt es sich an, wenn ich Dinge fühle oder einen Baum umarme?
Dies geht in etwa über 15 Minuten. Dann wechseln die Partner. Es ist eine sehr starke Übung, bei der auch befreiende Tränen fliessen können, was an diesem Nachmittag auch geschah. Die blinde Frau ging mit mir am Arm. Ich liess sie einige Dinge fühlen. Dann bat ich sie, sich flach auf den Boden zu legen, die Arme weit auszubreiten und auch die Beine. Und ich bat sie, ihre Augen zu öffnen und in den Himmel zu sehen. Was dann geschah, war sehr überwältigend. Sie sagte auch nachher, sie habe seit sehr langer Zeit auch wieder Farben sehen können.

Nach solchen Übungen befrage ich in der Regel die Beteiligten sehr genau über die Situationen und was sie gefühlt hatten. Dabei kann ich oft sehen, was sich emotional in ihnen abspielt. Es wird auch sichtbar, wo die Blockaden im Alltag zu suchen sind - und dabei lassen sich auch die Methoden erkennen, die bei der Blockaden-Auflösung hilfreich sind. Heute frage ich nur nach dem Vertrauen, sich führen zu lassen. Auch das ruft manche emotionale Befreiung hervor. Sehr interessant und positiv war auch, dass ein Sohn und ein Vater sich gegenseitig führten - und sich sogar trauten, danach ein wenig darüber zu sprechen.

Übung: zur Öffnung des Herzens

Du legst dich auf den Boden - im Wald, auf der Wiese - auf dem Kies - oder auf Steinen in den Bergen - in der Flussaue - wo du gerade bist. Du breitest deine Arme weit aus und auch deine Beine. Du öffnest deine Augen so gut du kannst und schaust in den Himmel... Diese Übung kann dich sehr stark mit deinem Höheren Selbst verbinden. Du kommst besser in deine Intuition und kannst besser auf die göttliche Führung vertrauen.

Übung: zur gesunden inneren Abgrenzung

Es gibt sehr viele Situationen, in welchen Menschen sehr unsicher sind, wie sie im Zusammenhang mit einer gesunden Abgrenzung damit umgehen sollen. Das kann in der Familie sein, den Eltern oder auch den Kindern gegenüber; gegenüber Geschwistern, Großeltern, Verwandten, Lehrern, Arbeitgebern, Ämtern, Krankheiten, Ängsten, und vieles andere mehr. Es kann auch helfen, sich von Vergangenem besser zu trennen und eben auch die emotionale Seite zu erlösen - wie z.B. in Beziehungen, Partnern, Eheleuten...
Manchmal ist es nötig, erst einmal herauszufinden, vor welchen Dingen man sich emotional fürchtet oder sich von ihnen blockiert fühlt. Auch dazu gibt es eine Vielzahl geeigneter Techniken und Methoden.

Bei der hier vorgezeigten Übung gibt es sehr schnelle Möglichkeiten, den Hilfesuchenden mit seiner eigenen Stärke vertraut zu machen, indem er auf eine Person zugeht, welche die Situation darstellt - oder einen Menschen. Die Person schaut ihm dabei direkt in die Augen. Wenn der Hilfesuchende nun direkt vor der Hilfsperson steht, dreht diese ihn sehr schnell um und stösst ihn sanft von sich fort. Die Person geht dann auf ihren ursprünglichen Platz zurück und dreht sich wieder um. Die Hilfsperson hat inzwischen ein breites, gut sichtbares Tuch (am besten Signalfarben) zwischen sich und den Hilfesuchenden gelegt - und ist ebenfalls auf ihren Platz zurückgelaufen. (Das sollte so schnell erfolgen, dass man schon wieder am Platz steht, wenn der Hilfesuchende sich wieder auf seinem Ursprungsplatz befindet und sich umdreht).

Bei dieser Übung achte ich genau darauf, welche Problematik vorliegt, denn die Übungen können von Fall zu Fall variieren. Im Fall des vorgeführten Beispiels ging es darum, sich besser von der Mutter abzugrenzen. Dazu wird dem Hilfesuchenden ein schwerer Gegenstand in die Hand gegeben, wohinein sie all die Emotionalen Verhaltensweisen legt, welche die Mutter ihr gegenüber zeigt: "Angst vor dem Leben, Angst vor der Liebe, Angst sich selbst abzugrenzen..., etc."
Den auf diese mit den Emotionen gefüllten Stein - die nicht zu der Person selbst - sondern zu der Person gehören, welche die andere zu dominieren sucht - übergibt die hilfesuchende Person ihrem Gegenüber und sagt: "Das habe ich nun alles so lange für dich getragen! Ich habe geglaubt, dass es so richtig ist. Aber ich habe gemerkt, dass ich es nicht für dich tragen kann, da es deines ist! Deshalb gebe ich es dir jetzt wieder zurück. Ich achte dein Leben und respektiere dich so wie du bist - so wie ich mich ab jetzt selbst achte und mich selbst respektiere. Ich respektiere deine Entscheidung so zu leben, wie du es tust. Und ich wende mich jetzt meinem eigenen Leben zu und lebe es so wie ich es für richtig empfinde."

Es kann vorkommen, dass zwischen den Hilfspersonen und dem Hilfesuchenden starke Emotionen frei werden. Diese dürfen so ausgelebt werden, wie es in einer Konfrontation mit der echten Tochter/Mutter/Großvater/Arbeitgeber etc. geschehen wäre. So z.B. wenn die beiden sich umarmen und versöhnen wollen. Negative Dinge müssen vorher bereinigt und ausgesprochen werden, bevor die Übergabe des emotional für den Anderen getragenen Last erfolgen kann. Diese Aussöhnung kann sehr gut mit einer Bändertrennung (trennen was negativ bindet - oder Trennung der karmischen Bindungen) vollzogen werden..

Wir gehen gemeinsam weiter und heute kann ich nicht mehr mit ansehen, wie die blinde Frau sich unentwegt stolpernd bemüht, Schritt zu halten. Ich wundere mich, dass es außer mir niemand bemerkt. Ich bitte die Gruppe, das Tempo für die Anderen anzugleichen. Alle freuen sich offensichtlich einhellig darüber, dass wir nicht rennen müssen. Ein weiteres Mal konnte ich sehen, wie wichtig es ist, dass wenigstens einer sich traut, den Mund aufzumachen. Oft empfinden andere die Situation ebenso, haben aber nicht die Courage etwas zu sagen. Jeder glaubt, beim andern mithalten zu müssen. Die anderen tun es andersherum gleichermaßen. Das ist wirklich ein sehr interessantes Phänomen. Wenn der erste ausdrückt, wie er sich fühlt - und dass er es gerne anders hätte, ziehen alle anderen mit. Das kenne ich z.B. auch bei Vorträgen. Viele verstehen nichts, weil der Redner zu leise spricht - oder zu undeutlich. Aber niemand sagt etwas. Wenn dann einer den Mut hat, bestätigen es plötzlich alle anderen. Und am lustigsten ist es mit dem Nacktbaden. Oft komme ich in den Bergen an Gumpen, wo schon einige andere sitzen. Früher habe ich mich dann so unauffällig abseits irgendwo in den Bach gesetzt. Heute gehe ich hin, ziehe mich wie selbstverständlich aus und springe ins kalte Nass. Und - schwubbs schauen sich die anderen verstohlen gegenseitig an und fangen an sich auszuziehen. Und im Handumdrehen gibts eine lustige FKK Wasserplantscherei. Ich finde, dass wir einfach ruhig noch viel freier werden können - und vor allem - immer mit gutem Beispiel vorangehen, genau wie bei der Frohkost-Ernährung

Bei der Hochalm gibt's erst mal eine Erfrischung. Es gibt Hollerwasser oder Himbeerwasser. Wir teilen uns ein paar dieser auf Hütten eher seltenen Flüssigkeit, da ja sonst mehr die Bier-, Cola- und Limovarianten ausgeschenkt werden. Toni der Senner hat sich hier oben ganz bewußt ein Einsiedlerdasein eingerichtet. Dem Trubel und dem Lärm im Tal fühlt er sich hier oben wunderbar

Frohkostgipfel 2012 - auf der Hochalm beim Toni (rechts)	Frohkostgipfel 2013 - bei der Hochalm beim Toni (2. Foto links)

entrückt, so sagt er. Hier oben sei er der Natur wesentlich näher und niemand rede ihm drein. Er hatte Anfangs nicht mal elektrisches Licht, berichtet er stolz. Doch er gebe zu, dass die Luxusdinge des Lebens so ganz heimlich still und leise mit der Zeit wieder ihren Weg hier zu ihm herauf finden. Aber dieses Almleben sei trotz allem mit nichts vergleichbar, was er im Tal unten vorfinde. Das kann ich mir lebhaft vorstellen - denn auch ich habe schon ein paar Jahre Erfahrung mit dem urigen Wohnen ohne Strom, ohne Wasser - mit selbst Holz machen, eigenem Garten, draussen in der Natur, wo Fuchs und Hase sich "Gute Nacht" sagen und niemand sich nachts hintrauen würde. Wirklich schön hat er's hier oben, der Toni.

Wir genießen die Zeit seiner Hütte - und lassen uns von der Sonne aufwärmen und reden mit den Kühen, die das sehr anziehend finden

Weiter gehts zur Feldalm hinunter - mit ausgiebigem Streichelzoo bei den Kühen - und FKK Gumpenbaden. Von dort aus im Zickzack hinauf über den recht bequem zu gehenden Hochlahner Sattel zum Tristecken - den Ruinen einer alten verfallenen Alm am Feldberg. Die Aussicht von hier aus ist herrlich. Das Gebirge zeigt seine schönste Seite - der Stripsenkopf mit seinem schönen Gipfel-Pavillion und die gesamte Nordflanke des Wilden Kaisers ist zu sehen. Und auf der anderen Seite ein Blick hinüber zurück zu den Almen - und zur Bergflanke des "Zahmen Kaiser".

Nach einem kurzen Aufenthalt geht es weiter am Kamm entlang, vorbei an der "Frankennadel" - einer alleinstehenden, steil aus der Tiefe heraufragenden aztekisch anmutenden Felsnadel mit windschiefem Gipfelkreuz, die wohl als erster ein Franke bestiegen hat. Zwischendurch gibt's immer mal wieder Naschverpflegung von Joseph, der großzügig Spirulina und am Baum getrocknete Trockenfeigen an die hungrige Truppe verteilt. Zuletzt geht's unter den herrlich bunt wehenden Tibetfahnen wieder zurück zum Stripsenjoch-Haus.

Es gibt auch wieder unser leckeres Salat-Buffet. Die gemeinsame Zubereitung des Abendessens - schneiden, reiben, herrichten - geht inzwischen so routiniert, dass wir binnen 20 Minuten mit allem fertig sind - voilà - es ist angerichtet - Guten Appetit
Nach dem Essen verabschieden sich einige aus der Gruppe, die heute abend schon nach Hause fahren.